Wiederholte Kinderwunschbehandlungen genauso erfolgreich wie natürliche Empfängnis

In der subjektiven Wahrnehmung vieler Kinderwunschpatientinnen wird die Wahrscheinlichkeit für den Eintritt einer Schwangerschaft im Vergleich zu Paaren, die sich nicht aufgrund von Fertilitätsproblemen einer Kinderwunschbehandlung unterziehen, häufig als deutlich geringer empfunden. Dies mag auch daran liegen, dass Erfolgsraten für Kinderwunschbehandlungen meist nur pro einzelnem Zyklus berichtet werden.

Für Frauen, die mehrere Behandlungszyklen durchlaufen sind kumulative Erfolgsraten jedoch wesentlich aussagekräftiger. Die Betrachtung von mehreren Behandlungszyklen kommt der natürlichen Situation näher, da auch bei der natürlichen Empfängnis meist mehrere Versuche notwendig sind.

Eine Studie der Michigan State University hat daher die kumulativen Lebendgeburtenraten von 246.740 Frauen mit insgesamt 471.208 Kinderwunschbehandlungs-Zyklen und 140.859 Lebendgeburten im Zeitraum zwischen 2004 und 2009 untersucht. Für Frauen, die nach einer Kinderwunschbehandlung keine weitere Behandlung durchliefen wurden mangels Information zum weiteren Verlauf zwei verschiedene Szenarien angenommen: (1) sie hatten keine Lebendgeburt (=konservative Schätzung) und (2) sie hatten eine gleiche Lebensgeburtenrate wie die Frauen mit wiederholten Behandlungen (=optimale Schätzung).

Allgemein verringerte sich die Lebendgeburtenrate mit zunehmendem Alter der Frauen und zunehmender Anzahl von Zyklen mit körpereigenen Eizellen.

Beim dritten Zyklus lag die kumulative Lebendgeburtenrate für Behandlungen mit frischen Embryonen die am 2./3. Kulturtag transferiert wurden bei 43% (konservative Schätzung) und 65% (optimale Schätzung). Für Behandlungen mit Embryonen, die im Blastozystenstadium transferiert wurden (5./6. Kulturtag) lag die kumulative Rate entsprechend bei 52% (konservativ) und 81% (optimal).

Auf der Basis dieser Studie kann folglich der Schluss gezogen werden, dass die kumulative Lebendgeburtenrate nach Kinderwunschbehandlung bei geeigneten Patienten- und Embryocharakteristika mit der Lebendgeburtenrate bei natürlicher Empfängnis vergleichbar ist. Die natürliche Empfängnisrate in der Allgemeinbevölkerung wird auf rund 45% nach 3 Monaten, 65% nach 6 Monaten und 85% nach 12 Monaten geschätzt.

Falls es also nicht gleich auf Anhieb klappen sollte, ist dies ganz natürlich und kein Grund zum Verzagen. Etwas Geduld und Ausdauer zahlen sich auch bei Kinderwunschbehandlungen aus!

Quelle
Luke B, Brown MB, Wantman E, Lederman A, Gibbons W, Schattman GL, Lobo RA, Leach RE, Stern JE. Cumulative birth rates with linked assisted reproductive technology cycles. N Engl J Med. 2012 Jun 28;366(26):2483-91.


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